Dieser Abschnitt des Modells bezieht sich auf den Prozess der Katheterisierung unter Einbeziehung des Produktdesigns. Der Einfluss des Katheterdesigns auf HWI wurde umfassend diskutiert.

Lernen Sie mehr über die verschiedenen Risikofaktoren:

  • Restharnmenge aufgrund des Produktdesigns
  • Durch das Produkt verursachte Harnröhren- und Blasentraumata
  • Durch das Produkt eingebrachte Bakterien; keine Harnröhrenspülung

Restharnmenge aufgrund des Produktdesigns

Trotz fehlender eindeutiger Nachweise für einen Grenzwert sind nach der Entleerung vorhandene Restharnmengen (>100 ml) ein allgemein akzeptierter Risikofaktor für HWI in der Population von Patient:innen mit neurogenen Erkrankungen.1

Warum ist das Katheterdesign wichtig?

Die Wahl des richtigen Katheters für Ihre Patient:innen ist wichtig, um dem Risiko von Restharnmengen vorzubeugen.1

Wie können Sie Ihren Patient:innen helfen?

Wählen Sie einen passenden Katheter, der speziell für Ihre Patient:innen geeignet ist.1 Dies umfasst:

  • Die richtige Länge des Katheters (für Männer/für Frauen)
  • Die richtige Beschichtung des Katheters
  • Die richtige Position der Katheteraugen
  • Kathetersteifigkeit
  • Katheter mit/ohne Schutzhülle (berührungsfreie Technik)

Durch das Produkt verursachte Harnröhren- und Blasentraumata

Oberfläche und Beschichtung des Katheters

Die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Katheteroberfläche müssen bei der Auswahl berücksichtigt werden, um das Risiko für Traumata zu reduzieren.

Katheter mit hydrophiler Beschichtung verursachen signifikant weniger Harnröhrentraumata, weniger Reibung beim Herausziehen des Katheters und weniger Schmerzen im Vergleich zu gelbeschichteten Kathetern.2

Merkmale der Osmolalität

Wussten Sie, dass die Osmolalität hydrophiler Katheter die Reibung beim Herausziehen des Katheters und das Risiko für Harnröhrentraumata (Hämaturie) bei der Katheterisierung reduziert?3

Risiken in Zusammenhang mit der Katheterisierung

Schwierige und traumatische Katheterisierungen können Verletzungen verursachen, die von Schleimhauteinrissen über schwerwiegendere Perforationen, die mit Harnwegsinfektionen assoziiert werden, bis hin zu Strikturen reichen, und sie können ein operatives Management erfordern.4

Was sagen die klinischen Studien?

Es wurden mehrere Studien und Überprüfungen zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Katheterarten durchgeführt.5

Es gibt keine einheitliche Antwort darauf, welche Katheterart für Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen am besten ist.5 Allerdings wurde in verschiedenen aktuellen Studien festgestellt, dass hydrophile Katheter das Risiko für Harnwegsinfektionen signifikant reduzieren im Vergleich zu nicht-hydrophilen Kathetern.6-9

Durch das Produkt eingebrachte Bakterien - keine Harnröhrenspülung

Die intermittierende Katheterisierung ist ein wesentlicher zusätzlicher Risikofaktor für Harnwegsinfektionen bei einer neurogenen Blase.10 Durch die Katheterisierung wird ermöglicht, dass Bakterien vom unteren Harnröhrenbereich direkt in die Blase gelangen, und die Katheterisierung kann nicht das mechanische Ausspülen der Blase herbeiführen, das bei einer normalen Blasenentleerung gegeben ist.11,12

Weiters können unhygienische Praktiken bei der intermittierenden Katheterisierung dazu führen, dass Bakterien in den Harntrakt eingeschleust werden. Die Anwendung einer Technik, bei der ein Harnkatheter ohne Berührung durch die Hände der Anwendenden – z. B. mit einer berührungsfreien Hülle und einer Einführspitze – verwendet wird, hat das Risiko nachweislich reduziert.11,12

Klinische Studien

  • Wenngleich die Daten nur auf wenigen Patienten und Keimzahlen basieren, legen klinische Studien nahe, dass die Anwendung eines berührungsfreien Katheters mit einer 30 %igen Reduktion der Bakteriurie und mit einem generellen niedrigen Bakteriurieniveau in Zusammenhang steht.5,11,12
  • Eine Krankenhausstudie berichtete bei berührungsfreien Kathetern und einer berührungsfreien Technik 35 % weniger Infektionen (HWI nicht definiert) pro Einweisung im Vergleich zu einer retrospektiven Untersuchung einer deutlich unterschiedlichen Kontrollgruppe.13
  • In einer 2 × 2 Wochen dauernden Crossover-Studie zu einem neuen berührungsfreien Hüllensystem im Vergleich zu einem herkömmlichen Katheter wurden fünf Harnwegsinfektionen berichtet, allerdings ohne Informationen darüber, in welcher Gruppe sie aufgetreten sind.14
  • In einer kanadischen Erhebung zu Praktiken bei der intermittierenden Katheterisierung nach einer Rückenmarksverletzung gab es keinen Unterschied bei der HWI-Inzidenzrate, unabhängig davon, ob die Katheter zwischen den Anwendungen desinfiziert wurden oder nicht.15

Schlussfolgerung

Der positive Einfluss des Katheterdesigns ist umstritten, insgesamt allerdings lassen aktuelle Nachweise auf einen Nutzen der Anwendung hydrophiler Katheter beim Management des sauberen intermittierenden Katheterismus schliessen.5