Einführung

In diesem Artikel erhalten Sie Informationen über Biofilme und ihren Einfluss auf die Wundheilung. Ausserdem erfahren Sie, wie Sie Biofilme erkennen und wirksam behandeln.

 

Was ist ein Biofilm?

Biofilme oder bakterielle Aggregationen sind Mikroorganismen, die in eine dicke, schleimige Barriere aus Zuckern und Proteinen eingebettet sind. Diese Barriere schützt die Mikroorganismen vor dem natürlichen Immunsystem der Patient:innen und vor vielen antimikrobiellen Wirkstoffen.1 In einer Wunde kann sich innerhalb von 24 Stunden ein Biofilm bilden.

 

Zwei Arten von Bakterienformationen

Bakterien werden oft als einzelne Zellen betrachtet, die sich bei exponentiellem Wachstum schnell vermehren. Dies wird als „planktonische Form“ bezeichnet und bezieht sich meist auf akute Infektionen. Bakterien können auch Aggregationen oder Gemeinschaften von langsam wachsenden Zellen bilden. Diese Formationsart wird als „Biofilm“ bezeichnet. Die häufigsten biofilmbildenden Bakterienarten sind Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.2

 

Wie beeinflusst der Biofilm die Wundheilung?

Bakterien sind wahrscheinlich die wichtigste Einzelursache für eine anhaltende, verzögerte Wundheilung.2 Abbildung 1 veranschaulicht die Annahme, dass Biofilme die Wundheilung auch durch Hervorrufen einer unangemessenen Entzündungsreaktion verzögern, die ineffektiv, schlecht orchestriert und schädlich für das Wirtsgewebe ist.2

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Biofilme in den meisten, wenn nicht sogar in allen chronischen, nicht heilenden Wunden vorhanden sind.3 Wenn Sie bei Ihren Patient:innen eine Infektion in einer chronischen Wunde diagnostizieren, sollten Sie daher die Richtlinien zur Prävention und Behandlung von Biofilmen befolgen.2

Abbildung 1

Wie erkenne ich Biofilm?

Der Nachweis von Biofilm kann aufgrund der folgenden Faktoren eine Herausforderung sein:

    • Biofilme sind mikroskopisch kleine Strukturen, die für das blosse Auge unsichtbar sind. Sie müssen also ein Hochleistungsmikroskop verwenden, um sie zu entdecken.
    • In einer klinischen Umgebung ist die beste Nachweismethode eine Gewebebiopsie. Biofilme sind jedoch klein und ungleichmässig im Wundbett verteilt. In einer Wunde können verschiedene Arten von Biofilm vorkommen. Diese sind typischerweise in kleinen, isolierten Inseln einzelner Arten verstreut. Deshalb sind sie leicht zu übersehen.

 

Anzeichen einer Wundinfektion

Angesichts der mit einer Gewebebiopsie und Mikroskopie verbundenen Kosten und des Zeitaufwands diagnostizieren die meisten Ärzte den Biofilmen anhand der üblichen Anzeichen einer Wundinfektion. Einige dieser Anzeichen sind:2, 4

  • belegtes Gewebe
  • erhöhte Menge an Wundexsudat
  • schlechte Granulation / brüchige Hypergranulation
  • schlechter Geruch
  • verzögerte Heilung

Wenn eine Wunde diese Anzeichen einer Infektion auch dann noch aufweist, wenn sie korrekt behandelt wurde und der:die Patient:in eine angemessene medizinische Versorgung erhalten hat, liegt möglicherweise ein Biofilm vor.

Anzeichen einer Infektion sind Anzeichen von Biofilm.

Wann sollten Sie von Biofilm ausgehen?

Stellen Sie sich die folgenden Fragen:2

  • Wurden alle geeigneten diagnostischen und therapeutischen Massnahmen ergriffen?
  • Heilt die Wunde nicht wie erwartet?
  • Weist die Wunde Anzeichen einer lokalen Infektion oder einer Entzündung auf?

Wenn Sie mindestens zwei dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, ist die klinische Relevanz für eine Biofilm-Behandlung gegeben.

 

Beispiele für Biofilm

Bild 1 unten zeigt ein mikroskopisches Bild des Biofilms (rot hervorgehoben) mit Clustern, die oft kleiner als 1/10 mm sind. Dies führt dazu, dass viele Abstriche nicht aussagekräftig sind.

Bild 2 zeigt, wo Sie bei nicht-heilenden heilbaren Wunden Biofilm vermuten sollten, wenn Sie alle geeigneten Massnahmen ergriffen haben  und trotzdem eine Wundheilungsstörung vorliegt.

Bild 1: Konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie (KLSM)
Bild 2: Beispiel für eine Wunde mit Verdacht auf Biofilm 1

Wirksame Behandlung von Biofilm

Kombination verschiedener Methoden zur Unterbrechung und Verringerung des Biofilms und zur Verhinderung seiner Neubildung.

Für eine wirksame Behandlung von Biofilm empfiehlt das IWII-Konsenspapier von 2016 die folgenden drei Schritte:4

  1. Therapeutische Reinigung bei jedem Verbandswechsel und eine laufende aseptische Behandlung
  2. Konservatives scharfes und mechanisches Débridement, z. B. mit einer Kürette
  3. Gründliche Reinigung und Versorgung nach dem Débridement

Eine andere Publikation empfiehlt die Verwendung antimikrobieller Verbände. Es handelt sich hierbei um einen „Clean-and-Cover“-Ansatz (reinigen und abdecken). Durch die Verwendung dieser Verbände zwischen dem Débridement sind die planktonischen Bakterien weniger in der Lage, erneut einen Biofilm zu bilden. Ferner schützen sie die Wunde vor Verunreinigung durch andere Mikroben.2

Weitere Informationen zur Vorbeugung und Behandlung von Biofilm finden Sie im Abschnitt So vermeiden und behandeln Sie Biofilm.

Reinigung und Débridement, Anlegen von Verbänden und Infektionsmanagement.